Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Liederabend Rene Pape, IOCO Kritik, 29.05.2015

Dortmund, Konzerthaus Dortmund, Liederabend Rene Pape, IOCO Kritik, 29.05.2015

Konzerthaus Dortmund

Konzerthaus Dortmund T Rene Pape © Matthias Bothor / Deutsche Grammophon
Konzerthaus Dortmund T Rene Pape © Matthias Bothor / Deutsche Grammophon

Liederabend René Pape, Bass, 29.05.2015

Er ist inzwischen auf seinem künstlerischen Höhepunkt angelangt. René Pape  hat heute einen unangefochtenen Platz in der Spitzenposition erreicht und weiß durch hohe Musikalität und mit einer außerordentlich schönen Stimme das Publikum in allen wichtigen Opernhäusern der Welt zu begeistern. [Von Rene Pape wurden verschiedene Aufnahmen bei der deutschen Grammophon veröffentlicht.]

Sein Rollenrepertoire umfasst Partien wie Gurnemanz, König Marke, Wotan, Philipp, Boris Godunoff und andere. Der 1964 in Dresden gebürtige Bassist war zunächst Mitglied des Dresdner Kreuzchores und begann 1981 in seiner Heimatstadt sein Gesangsstudium. 1987 debütierte er an der Berliner Staatsoper als Sprecher in der “Zauberflöte“. Ein Jahr später wurde er Mitglied des Institutes. Gastspiele in aller Welt folgten.

Aber er reüssiert nicht nur als Opernsänger. Sein Oratorienrepertoire ist beträchtlich und Liederabende sind ihm ein Herzensbedürfnis geworden.

Nun gastierte er im Dortmunder Konzerthaus mit einem außerordentlichen, kontrastreichen Programm.

Den Beginn machten die “Sechs Lieder von Gellert, op. 48“ von Ludwig van Beethoven. Diese sechs Lieder mit ihrem geistlichen Charakter komponierte Beethoven 1803 und sie heben sich stilistisch doch sehr von seinem anderen Liedschaffen ab. Eine Portion Pathos steckt in ihnen und der jeweilige Interpret muss in seinem Vortrag aufpassen um nicht über zu betonen.

Bei René Pape besteht diese Sorge nicht, er sang die sechs Lieder mit einer sehr angenehmen Schlichtheit und einer unglaublichen Textverständlichkeit.

Höhepunkt daraus war das Lied Nr. 6, das “Bußlied“, das nicht allein durch seinen Umfang, sondern auch an Bedeutung, die vorangegangenen Lieder übertrifft. Es ging geistlich weiter mit Antonin DvoraksBiblische Lieder, op. 99“.

Dvorak schrieb die zehn Lieder innerhalb von drei Wochen 1894, im zweiten Jahr seines Aufenthaltes in Amerika nieder. Es sind keine Klagelieder, sondern Stücke, die eine tiefe Frömmigkeit widerspiegeln. Pape, mit der Schlichtheit seines Vortrags und der klangvollen Stimme, brachte diese Frömmigkeit sehr gut zum Ausdruck.

Weniger bekannt ist Roger Quilter. Der englische Komponist (1877-1953), der am Frankfurter Konservatorium studiert hatte, stand immer ein wenig im Schatten von Vaughan-Williams und Stanford. Er schrieb leichte, gefällige Musikstücke, eine Operette und hinterließ immerhin über 100 Lieder, die teils gefühlvoll sind und vielfach Folksong-Charakter haben.

Dass er auch für ernstere Lieder die richtigen Töne fand, zeigte er in seinen “Shakespeare-Songs, op. 6“. Feine melodische Lieder sind es, wechselnd zwischen Dramatik und Melancholie. Pape sang sie mit subtilster Phrasierung.

Dieser außergewöhnliche Liederabend endete mit Modest MussorgskysLieder und Tänze des Todes“. Es sind vier Gesänge mit der für Mussorgsky typischen archaischen Wucht und dankbare Vehikel für Bassisten vom Schlage eines Boris Christoff oder Kim Borg.

Pape sang sie schlanker als die genannten Kollegen, aber vor allem flexibler und auch hier wieder mit exzellenter Textverständlichkeit.

Einen kongenialen Begleiter hatte der Sänger in Camillo Radicke, der wie  Pape in Dresden geboren wurde und auch dort sein Handwerk erlernte.

Sein technisches Fundament ist enorm und er ist nicht nur der versierte, immer aufmerksame Begleiter, bei der sich ein Sänger sicher fühlt. Bei ihm hörte man Solo-Stellen, die oftmals in der Begleitung überspielt werden.

Es gab starken herzlichen Beifall und natürlich einige Zugaben.

IOCO / UGK / 29.05.2015

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