Essen, Aalto Theater Essen, Premiere Die schweigsame Frau, IOCO Kritik 14.03.2015

Essen, Aalto Theater Essen, Premiere Die schweigsame Frau, IOCO Kritik 14.03.2015
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Aalto Theater Essen

Die schweigsame Frau von Richard Strauss

14.03.2015

Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung
Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung

Nicht sehr häufig ist Richard Strauss’ Oper Die schweigsame Frau auf den Spielplänen zu finden. Das 1935 an der Dresdner Staatsoper uraufgeführte Werk, mit Maria Cebotari in der Titelpartie und unter Karl Böhms Leitung, ist  seine einzige Komische Oper geworden und er hat ihr musikalisch allerlei Köstlichkeiten mit auf den Weg gegeben; wenngleich doch Spaß und Komik sich etwas schwer tun und sich nicht auf den ersten Blick offenbaren.. Das Textbuch von Stefan Zweig, auf eine Vorlage von Ben Johnson, ist etwas zu intellektuell geraten und die Texte sind doch vielfach ein wenig gestelzt.

Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung
Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung

Das Werk braucht einen Regisseur, der mit viel Spielwitz und szenischen Einfällen die Hintergründigkeit des Werkes aufschlüsselt. Hier in Essen  hatte man ihn gefunden in dem Flamen Guy Joosten, der hier kein Unbekannter mehr ist, hat er doch schon am Aalto La Cenerentola und Cavalleria/Pagliacci inszeniert. Er versteht sein Fach und seine solide Handwerklichkeit steht ebenso außer Zweifel wie sein Einfallsreichtum. Aber das wichtigste war auch am überzeugendsten: Die ausgefeilte, bis ins kleinste Detail präzise Personenführung.

Joosten setzt die Geschichte vom reichen, mürrischen Kapitän Sir Morosus, der nach bösen  Kriegsscharmützeln keinen Lärm mehr ertragen kann, geschweige denn eine geschwätzige Frau, mit viel Affinität zum Werk und großem Spielwitz in Szene.

Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung
Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung

Ein ganz großes Lob muss man seinem Ausstatter Johannes Leiacker aussprechen, der mit viel Phantasie und kunterbunter Palette, eine fabelhaft bespielbare Bühne schuf. Auch seine Kostüme waren an bunter Pracht kaum zu überbieten. Interessant gerieten die Video-Installationen von Seeschlachten, die Philipp Kramarczik erstellt hatte.

Das Sängerensemble war einfach großartig. Alle zeigten sich in unbändiger Spielfreude und Gestaltungswillen. Die schauspielerische Gesamtleistung aller war einfach toll. Hinzu kam, dass auch alle vokal überzeugen konnten.

Julia Bauer als Aminta war einfach phänomenal. Ihre Stimme girrte, jubelte und sie erreichte ihre wahnwitzigen Spitzentöne mit Bravour und traumhaft sicher. Auch war es ein Vergnügen, ihren Wandlungen von der lammfrommen über die hysterische, hin zur liebenden Frau zuzusehen.

Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung
Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung

Sir Morosus fand in Franz Hawlata einen ausgezeichneten Interpreten, der nicht nur die Schrulligkeit und das Verletzbare dieser Figur hervorragend zum Ausdruck brachte, sondern ihr auch mit immer textverständlichem, sonorem Bass gerecht wurde.

Ein Erzkomödiant in der Rolle des drahtzieherischen Barbiers, dazu mit schlankem, gut klingendem Bass-Bariton gesungen, war Martijn Cornet.

Sir Morosus Neffe Henry hatte in Michael Smallwood einen gut aussehenden und ebenso gut singenden Vertreter.

Mit prächtigem Mezzosopran und Talent zur Komik wartete die Carlotta von Liliana de Sousa auf. Überzeugend zickig und gekonnt gezwitschert war die Isotta von Christina Clark. Gefallen konnte auch Marie-Helen Joel als restlos überdrehte Haushälterin.

Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung
Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung

Ein herrliches Kabinettstückchen prallster Komik zeigte das Trio Tijl Faveyts (Vanuzzi), Karel Ludvik (Morbio) und Baurzhan Anderzhanov (Farfallo) in den Verwandlungen zu Oberrichter und Advokat. Auf soviel vokale und darstellerische Überzeugungskraft musste der arme Sir Morosus geradezu reinfallen.

Hervorragend klang es aus dem Graben. Die Essener Philharmoniker spielten mit ausgewogener Delikatesse. Martyn Brabbins waltete einfühlsam am Pult, ließ den Sängern Zeit zum atmen und war Garant für den reibungslosen Ablauf bei den turbulenten Aktivitäten auf der Bühne.

Großen, einhelligen Beifall gab es. Das Publikum feierte alle Mitwirkenden für diese schöne Produktion, die das Essener Repertoire bereichern wird.

Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung
Aalto Theater Essen / R.Strauss / Die schweigsame Frau © Matthias Jung

IOCO / UGK / 14.03.2015

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