Berlin, Deutsche Oper Berlin, Wiederaufnahme: SAMSON UND DALILA von Camille Saint-Saëns, 21.02.2015

Berlin, Deutsche Oper Berlin, Wiederaufnahme: SAMSON UND DALILA von Camille Saint-Saëns, 21.02.2015
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Deutsche Oper Berlin

Deutsche Oper Berlin © Leo Seidel (Kontakt: leoseidel@googlemail.com)
Deutsche Oper Berlin © Leo Seidel (Kontakt: leoseidel@googlemail.com)

SAMSON UND DALILA von Camille Saint-Saëns

Libretto von Ferdinand LemaireUraufführung am 2. Dezember 1877 in Weimar Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 15. Mai 2011 In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Wiederaufnahme 21. Februar 2015, 19:30 Uhr,  weitere Vorstellungen: 26. Februar, 19:30 Uhr; 1. März 2015, 18:00 Uhr

„Samson ist ein Revolutionär, den das Volk aus den eigenen Reihen und nicht der politischen Elite rekrutiert hat. Er kämpft für die Freiheit, ohne selbst frei zu sein ... Aus dieser Konfliktkonstellation bezieht er ein gewaltiges Aggressionspotential. Dass sich sein Begehren auf Dalila richtet, wird ihm zum Verhängnis.“ (Patrick Kinmonth)

Im alttestamentarischen Buch der Richter ist der Israelit Samson die Hoffnung der Hebräer, die unter der Knechtschaft der Philister leben. An der Spitze seines Volkes besiegt er den Feind, verfällt aber den Verführungskünsten Dalilas. Sie entlockt ihm das Geheimnis seiner Stärke, er wird gefangen genommen und geblendet. Doch ein letztes Mal gelingt es ihm, übermenschliche Kräfte zu mobilisieren. Er reißt tausende Feinde mit in den Tod.

Die Rätselhaftigkeit der beiden alttestamentarischen Titelhelden nimmt Regisseur Patrick Kinmonth zum Ausgangspunkt für eine Identitätssuche im Zeitalter des erwachenden Interesses für Psychoanalyse und verortet die Figuren in der Entstehungszeit des Werkes, die geprägt ist vom Deutsch-Französischen Krieg, der in Frankreich eine tiefe Identitätskrise bis hin zum Bürgerkrieg auslöste. Paris im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ist ein opulenter, bunter, komplexer und konfliktreicher Kosmos, in dem sich die Kriegskatastrophen des 20. Jahrhunderts vorbereiten. Hier tragen Samson und Dalila ihren ideologischen Geschlechterkampf aus.

Grabstätte Famiele Camille Saint Saens © IOCO
Grabstätte Famiele Camille Saint Saens © IOCO

Die biblische Figur des Samson und die vielen Facetten seiner Persönlichkeit lassen so manchen Vergleich zu, doch – dies sei vorausgeschickt – keiner hält stand. Samson ist anders. Wenn auch seine Geschichte an den neutestamentarischen Nachfolger denken lässt: Samson ist kein Jesus. Seine Geburt, von einem Engel verkündet, verheißt die Befreiung Israels aus den Händen der Philister. Der Ort: Gaza, Palästina, um 1100 v. Chr. Vom (unfruchtbaren) Mutterleibe an ein Geweihter Gottes, ist Samson der unbesiegbare Held, die wirksame Waffe im Freiheitskampf der Hebräer. Der zornige junge Mann mordet und brandschatzt in den Lagern der Feinde. Auge um Auge.

In dieser Geschichte von Feindschaft und Heiligem Krieg, von Macht und Lust, gibt es keine Sieger, keine Wahrheit. Das Göttliche wird gemindert, Macht begrenzt, Tabus werden gebrochen, Liebe verraten. Einzig der Komponist leistet sich ungebrochenes Pathos im großen Duett Samson-Dalila im Zweiten Akt, das uns verführt, an eine große Liebesgeschichte zu glauben. Vielleicht ist sie das auch. Samsons Geschichte ist widersprüchlich, sie ist menschlich. Camille Saint-Saëns konnte die 1876 fertig gestellte Partitur erst 1877 durch Vermittlung seines Freundes Franz Liszt – mit überragendem Erfolg – in Weimar zur Uraufführung bringen. In Frankreich, wo man über die oratorien- und wagnerhaften Elemente des Werks seinerzeit die Nase rümpfte, folgte die Erstaufführung erst 13 Jahre später.

Die biblische Figur des Samson und die vielen Facetten seiner Persönlichkeit lassen so manchen Vergleich zu, doch – dies sei vorausgeschickt – keiner hält stand. Samson ist anders. Wenn auch seine Geschichte an den neutestamentarischen Nachfolger denken lässt: Samson ist kein Jesus. Seine Geburt, von einem Engel verkündet, verheißt die Befreiung Israels aus den Händen der Philister. Der Ort: Gaza, Palästina, um 1100 v. Chr. Vom (unfruchtbaren) Mutterleibe an ein Geweihter Gottes, ist Samson der unbesiegbare Held, die wirksame Waffe im Freiheitskampf der Hebräer. Der zornige junge Mann mordet und brandschatzt in den Lagern der Feinde. Auge um Auge.

Aus jenen feindlichen Lagern wählt er, wie später Romeo, seine Geliebte, was ihm zum Verhängnis wird: Dalila, die schöne Philisterin, die er heiß begehrt, ist keine Julia, rein, jugendlich, treu. Sie ist die düstere Frau, die Verführerin, eine Lilith-Figur, der Samson sich mit Haut und Haaren unterwirft.

Wie kannst Du sagen, Du habest mich lieb, wenn doch Dein Herz nicht mit mir ist. Dreimal hast Du mich getäuscht und mir nicht gesagt, worin deine große Kraft liegt. (Richter 16, 15)

Musikalische Leitung Jacques Lacombe Inszenierung Patrick Kinmonth Ausstattung Patrick Kinmonth, Darko Petrovic Licht Manfred Voss Chöre William Spaulding Choreografie Jonathan Lunn

BESETZUNG: Dalila: Clémentine Margaine,  Samson: Aleksandrs Antonenko Oberpriester des Dagon: Markus Brück,  Abimélech, Satrap von Gaza: Seth Carico Ein alter Hebräer; Ante Jerkunica,  Kriegsbote der Philister: Clemens Bieber Erster Philister: Gideon Poppe,  Zweiter Philister: Carlton Ford Chöre: Chor der Deutschen Oper Berlin Orchester: Orchester der Deutschen Oper Berlin Tänzer: Opernballett der Deutschen Oper Berlin

Wiederaufnahme am 21. Februar 2015, 19:30 Uhr,  Weitere Vorstellungen: 26. Februar, 19:30 Uhr; 1. März 2015, 18:00 Uhr

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