Berlin, Staatsoper im Schillertheater, Don Giovanni - Inszenierung Claus Guth, IOCO Kritik, 03.11.2013

Berlin, Staatsoper im Schillertheater,  Don Giovanni - Inszenierung Claus Guth, IOCO Kritik, 03.11.2013
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Staatsoper im Schiller Theater

Staatsoper im Schillertheater / Don Giovanni © Monika Rittershaus
Staatsoper im Schillertheater / Don Giovanni © Monika Rittershaus

Don Giovanni  -  Wolfgang Amadeus Mozart

Im ausverkauften Haus der Staatsoper fand am ersten Novembersonntag 2013 die letzte Aufführung von Mozarts Don Giovanni in der Inszenierung von Claus Guth und unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim statt; bereits 2008 für die Salzburger Festspiele produziert und 2012 an die Berliner Staatsoper geholt.

Die zu den Meisterwerken zählende Oper von Mozart und dem Librettisten da Ponte ist in dieser Produktion in die Gegenwart transferiert und spielt gänzlich in einem Wald. Ort des Geheimnisvollen, Abenteuerlichen und Dämonischen und in der Psychologie als Bild für archetypische Muster des Kollektiven Unbewussten verstanden, ist der Wald in dieser Inszenierung Symbol für die männliche Triebhaftigkeit. Die naturgetreue, großartig nachgestellte Waldlandschaft (Ausstattung von Christian Schmidt, Licht von Olaf Winter) platziert auf der fortwährend rotierenden Drehbühne, eröffnet in wechselnden Perspektiven immer neue Schauplätze und lässt so die Szenen fließend in einer ununterbrochenen Abfolge passieren.

Don Giovanni, der gleich zu Beginn im Duell den Komtur tötet, wird hier selbst noch vorher von ihm tödlich verwundet und verblutet langsam bis er am Ende der Oper, mittlerweile ausgezehrt und kraftlos in das ihm vom Komtur selbst gegrabene Grab leblos hineinfällt (auf die scena ultima wird verzichtet). Somit werden bereits von Beginn an die Zuschauer, die anderen Figuren sowie er selbst mit seinem absehbaren Exitus konfrontiert. Auch wenn das Regie-Konzept vielleicht nicht zu den tiefgründigsten dieses Werkes gehören mag, so ist die Geschichte lebendig und packend erzählt und die klug durchdachte Verlegung in die heutige Zeit funktioniert hervorragend!

Staatsoper im Schillertheater / Don Giovanni © Monika Rittershaus
Staatsoper im Schillertheater / Don Giovanni © Monika Rittershaus

In bester Personenregie, witzig mit kleinen Details, Ticks und Macken karikiert und dennoch glaubwürdig, agieren diese vorzüglich gezeichneten Charaktere ihren Trieben und Obsessionen folgend.

Meisterhaft die Interpretation des bestens besetzten britischen Baritons Christopher Maltmann in der Titelrolle, mit dabei schon seit der Salzburger Premiere. Mit ausgeglichenem und kultiviertem Gesang, seiner männlichen, pastosen Stimme, seinem natürlichen Spiel und nicht zuletzt auch unterstützt durch sein gutes Aussehen bot er auf allen Ebenen eine überzeugende Gestaltung des zynischen Frauenhelden. Schön gesungen und mit herrlichen Piani Christine Schäfer als Donna Anna, auch wenn man sich etwas mehr Volumen, mehr Kern in der Stimme für diese Rolle wünschen würde. Wirkt in ihrer Darstellung etwas unbeteiligt und leidenschaftslos. Vielschichtig und temperamentvoll die typgerechte Darstellung der Dorothea Röschmann als hysterische, Tabletten schluckende Donna Elvira.

Mit Biss, sicheren Höhen meistert sie die Partie. Womöglich zu wenig mozartisch aber herrlich gefühlvoll und mit seinem besonderen Schmelz in der Stimme, singt Rolando Villazón den Don Ottavio. Manchmal merkt man ihm eine gewisse Vorsicht im Singen an und die Höhen rutschen etwas nach hinten.

Staatsoper im Schillertheater / Don Giovanni © Monika Rittershaus
Staatsoper im Schillertheater / Don Giovanni © Monika Rittershaus

Sehr unterhaltsam, auch wenn gesanglich und stimmlich nicht so bestechend, Adrian Sâmpetrean als hyperaktiver Drogenjunkie Leporello, zappelnde Adriano Celentano Kopie.

Anna Prohaska ist krankheitsbedingt leicht indisponiert und trotz Bandagierung am Fuß ist eine quirlige und entzückende Zerlina; mit schönem, warmem Bass-Bariton der in Prag geborene stattliche Adam Plachetka als Masetto. Enttäuschend Jan Martiník als Komtur. Gut gesungen, aber für die Partie zu wenig Durchschlagskraft, besonders in der Tiefe.

Mit schönem Klang und in bestem Zusammenspiel mit dem Bühnengeschehen leitet Barenboim die Berliner Staatskapelle.

Als krönender Abschluss langanhaltende Ovationen für die bemerkenswerte Leistung der Solisten, für den Maestro mit seinem Orchester und für die insgesamt hervorragende Produktion.

IOCO / G.G. / 03.11.2013

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