Mönchengladbach, Theater Krefeld Mönchengladbach, Premiere Stiffelio - Ehebruch im Pfarrhaus, IOCO Kritik, 06.10.2013

Mönchengladbach, Theater Krefeld Mönchengladbach, Premiere Stiffelio - Ehebruch im Pfarrhaus, IOCO Kritik, 06.10.2013
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Theater Krefeld Mönchengladbach

Theather Krefeld-Mönchengladbach (Krefeld) © Matthias Stutte
Theather Krefeld-Mönchengladbach (Krefeld) © Matthias Stutte

Giuseppe Verdi   Stiffelio  - Ehebruch im Pfarrhaus

Besuchte Vorstellung 06.10.2013 (B-Premiere); Weitere Vorstellungen: 1.11.2013; 10.12.2013; 17.12.2013; 19.12.2013; 29.01.2014; 13.02.2014; 15.02.2014; 21.02.2014

Der 200. Geburtstag des Jubilars Giuseppe Verdi (10.10.1813) nähert sich und die Bühnen weltweit begehen dieses Jubiläum  mit Aufführungen seiner Werke. Nicht nur seine bekannten Opern geraten in diesem Jahr weltweit zu

Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte
Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte

Aufführungen. Auch die weniger bekannten kommen anlässlich dieses Jubiläums auf die Bühnen, so wie im aktuellen Falle hier bei den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, mit der 1850 in Triest uraufgeführten Oper  Stiffelio.

Dass dieses Werk mit seiner opulenten Melodik, den effektvollen Gesangsnummern, sowie den schon enormen Hinweisen auf die späteren Erfolgsopern Verdis, die seinen Ruhm ausmachten, selten aufgeführt wird, hat seinen Grund. Selbst Tonaufnahmen sind an einer Hand abzuzählen. Das verquaste Libretto, das auch von der Zensur arg verstümmelt wurde, verschreckt doch ziemlich.

Lina, die Tochter des Grafen Stankar ist mit Stiffelio, dem Prediger und Haupt einer protestantischen Sekte verheiratet. Während einer Missionsreise des Gatten kommt es zu einer Beziehung zwischen Lina und dem Grafen Raffaele.

Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte
Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte

Was nun nach Stiffelios Rückkehr folgt, ist abzusehen. Verrat, Misstrauen, Schuldzuweisungen, Intrigen, Frömmeleien sind an der Tagesordnung und werden mit Inbrunst zu feinsten Melodien ausgetragen. Alles gipfelt in einem    Mord (Linas Vater ermordet den Liebhaber) und endet mit einem Bittgottesdienst, in dem Vater und Tochter um Vergebung angehen. Die Bibelworte “wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“, die Stiffelio in seine Predigt einbezog, werden für ihn Richtung weisend sein.

Die Regisseurin Helen Malkkowsky verstand es recht gut, diesen Skandal, der er sicherlich war im Jahr der Uraufführung, mit allen seinen Zutaten gut unter einen Hut zu bringen. Sie sieht Lina als Opfer der bigotten, scheinmoralischen Umwelt und geistigen Beengtheit. Diese Enge spiegelt sich auch in der tristen Einheitsbühne von Hartmut Schörghofer wieder, sowie in den schlichten, in dunklen Farben vorherrschenden Kostümen von Susanne Hubrich.

Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte
Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte

Kompliment dem Theater Krefeld/Mönchengladbach, das in der Lage ist, mit nur wenig Gästen, diese Produktion zu stemmen und dies auch noch in Doppelbesetzung.

In prächtiger stimmlicher Verfassung zeigte sich Kairschan Scholdybajew in  der Rolle des Stiffelio. Die Partie liegt hoch und der Tenor schaffte souverän alle anfallenden Schwierigkeiten. Zudem spielte er auch sehr glaubwürdig.

Lina, Stiffelios Frau, war in dieser B-Premiere Janet Bartolova. Sie ist seit Jahren eine Stütze des Ensembles. Auch in dieser Rolle zeigte sie dramatischen Furor und eine angenehme Stimme, wenngleich die Extremhöhe gelegentlich scharf und schneidend wurde.

Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte
Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte

Michael Simon gestaltete sympathisch den Raffaele und sang die Rolle mit feiner, farblich angenehmer Tenorstimme. Hayk Déinyan sang nur mit halber Stimmkraft den Gemeindevorsteher. Eine Infektion beeinträchtigte ihn. Da diese Partie nur mit ihm besetzt ist, war es schwierig, bei diesem selten gespielten Werk Ersatz zu bekommen. Er hatte sich bereit erklärt trotzdem zu singen und ließ um Nachsicht bitten. So rettete er die Vorstellung. Zwei kleinere Rollen waren mit Eva Maria Günschmann (Dorotea) und Jerzy Gurzynsky (Federico) tadellos besetzt.

Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte
Theater Krefeld Mönchengladbach / Stiffelio © Matthias Stutte

Die mit Abstand beste Leistung an diesem Abend, gesanglich, wie auch darstellerisch, kam von Johannes Schwärsky. Er traf absolut genau den Charakter des alten Soldaten Stankar (Linas Vater) und seine Vorstellung von Ehre. Sein Bass hatte eine profunde Fülle in allen Registern, klang sonor und sehr textverständlich.

Ganz fabelhaft war der Chor der Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, der in dieser Oper zwar nicht viel zu singen hat, aber darstellerisch sehr gefragt ist.

Starke Impulse gingen vom Pult aus. GMD Mihkel Kütson sorgte für spannungsvolles Musizieren, nicht nur bedingt durch die straffen Tempi. Verdis Klangpalette wurde von Kütson mit viel Gespür für Italianatá aufgefächert. Zudem war sein Kontakt zu den Sängern höchst aufmerksam. Herzlicher Beifall, das Publikum (der Besuch war rege) zeigte sich angetan.

IOCO / UGK /  06.10.2013

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