Dortmund, Theater Dortmund, Il Trovatore, IOCO Kritik, 08.02.2013

Dortmund, Theater Dortmund, Il Trovatore, IOCO Kritik, 08.02.2013
Kritik

Theater Dortmund

Opernhaus Dortmund © Theater Dortmund
Opernhaus Dortmund © Theater Dortmund
Giuseppe Verdi  und  Il Trovatore

Premiere am 02.02.2013, Besuchte Vorstellung am 08.02.2013

Ein neuer Troubadour im Theater Dortmund schon lange überfällig. Der letzte Troubadour liegt meines Wissens schon mehr als zehn Jahre zurück. So ist der 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi ein guter Anlass, dies Werk auf die Bühne der Oper Dortmund zu bringen.

Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund
Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund

Es ist eine wüste, abstruse Geschichte, die Giuseppe Verdi Mitte der 1850er Jahre auf eine  Tragödie des Spaniers Gutierrez vertonte und 1853 in Rom uraufgeführte. Die Geschichte um Macht, Hexerei, Kriege und Liebe zwischen Verrat und Hingabe wäre ungenießbar, wenn nicht Verdis kraftvolle, melodienreiche, wunderbare Musik sie adeln würde.

Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund
Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund

Es ist eine ideale Sängeroper. Der legendäre Enrico Caruso meinte, es würde reichen, wenn man die vier größten Sänger der Welt auf die Bühne stellte, dann hätte man die ideale Besetzung.

Wie will man also solch ein Werk inszenieren? Es hat viele Deutungen gegeben. Hier in Dortmund verlegte die Hausregisseurin Katharina Thoma die ursprünglich im 15. Jahrhundert in Aragón angesiedelte Handlung in die Bürgerkriegsjahre Spaniens mit allen unerlässlichen wie lässlichen Zutaten. Ihre Betrachtungsweise ist interessant, trägt aber letztlich wenig dazu bei, die diffuse Handlung aufzuhellen. Hinzu kommt, dass ihre Personenführung viel im Statischen verweilt.

Thoma’s Ausstatterin Julia Müer baute ihr eine karge, graue, bedrückende Betonlandschaft mit Luken, Gittern und verschiebbaren Wänden, auf die häufig Kriegsgräuel projiziert wurden.

Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund
Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund

Bei den Kostümen, die Irina Bartels entwarf, dominierten die Uniformen. Ansonsten herrschte Alltagskleidung vor, weiße Nonnengewänder und etwas Zigeunerkolorit bei Azucena und Manrico.

Die musikalische Seite hatte viel Licht.  Ganz fabelhaft war der Chor des Theaters (von Granville Walker einstudiert). Er ließ wieder einmal erkennen, dass er zu den besten der Region zählt. Doch an diesem Abend ließen sich leider einige Wackler nicht überhören. Aus dem Graben klang es gut. Die Dortmunder Philharmoniker unter der diskreten Führung von Lancelot Fuhry, spielten präzise, sauber und akkurat.

Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund
Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund

Aber der entscheidende Funke, der da heißt “Italianatá“, und der ein orchestrales Feuerwerk entfachen sollte, wollte nicht zünden.

Die Titelpartie sang der italienische Tenor Stefano La Colla. Seine Stimme hat Biss, große Strahlkraft, ist von angenehmer Farbe und weiß mit einer bombigen Höhe zu punkten. Letzteres verleitet natürlich gelegentlich zu mehr Power, als nötig wäre.

Seine Leonora war Susanne Braunsteffer. Die junge Sängerin ist Absolventin des Salzburger Mozarteums. Sie verfügt über einen angenehmen, gut klingenden Spintosopran, der kaum Mühe mit der diffizilen Partie hatte, aber in hohen Lagen schneidend wurde. Sie verstand es gut, der zwischen Liebe und Leid schwankenden Partie Profil zu geben.

Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund
Theater Dortmund / Trovatore © Björn Hickmann / Stage Picture - Theater Dortmund

Ein wenig zu kultiviert sang die sympathische Hermine May die Zigeunerin Azucena. Ein paar saftige Orgeltöne im unteren Register sind einfach unerlässlich bei dieser Partie. Ihr fehlte einfach die Durchschlagskraft, sich im Tutti zu behaupten. Ganz toll klang ihre Stimme bei “ai nostri monti“, da konnte kein voller Orchestersound sie eindecken. Darstellerisch war sie sehr engagiert und berührte insbesondere im Finale des letzten Bildes. Ganz prächtig spielte und sang Wen Wai Zhang den Ferrando, Hauptmann des Grafen Luna.

Luna, in Gestalt des koreanischen Baritons Sangmin Lee, gebührt die vokale Palme des Abends. Er sang die Partie mit einem wohl gerundeten, dunklen, vibrierenden Klang, perfektem Legato und unglaublichem Atemvolumen. Seine Arie “Il balen del suo sorriso“ war ein Highlight des Abends.

Das Publikum spendete freundlichen Beifall. Eine Gruppe jugendlicher Zuschauer war geradezu begeistert.

IOCO / UGK / 08.02.2013

Weitere Vorstellungen des Il Trovatore in der Oper Dortmund sind am:

Sa, 16. Februar 2013 So, 24. Februar 2013 Mi, 27. Februar 2013 Sa, 02. März 2013 So, 10. März 2013 Fr, 15. März 2013 Do, 21. März 2013 Sa, 30. März 2013 Sa, 06. April 2013 So, 14. April 2013

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