Bonn, Theater Bonn, Premiere SnoWhite: Was wirklich mit Schneewittchen geschah, IOCO Kritik,

Bonn, Theater Bonn, Premiere SnoWhite: Was wirklich mit Schneewittchen geschah, IOCO Kritik,
Kritik
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Theater Bonn

Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn © Theater Bonn
Theater Bonn © Theater Bonn

Schneewittchen Modern: Frustrierte Hexen, Breakdance, Rapper, Rock

Nein, ein verzauberndes Kindermärchen, wie Schneewittchen der Brüder Grimm, ist das von Frank Nimsgern, (43), für das Theater Bonn produzierte Musical SnoWhite wahrlich nicht. Jugendliche wie reife Fans erwartet dagegen in Bonn eine heiße SnoWhite-Produktion (Tonbeispiele nächster Absatz), welche bald in der ersten Reihe großer Musical stehen wird. Frank Nimsgern, ausgebildeter Jazzgitarrist, komponiert seit Jahren zahlreiche Crossover aus klassischen Themen mit Musikstilen, Jazz, Soul, Rhythm & Blues nach selbst gestalteten musikdramatischen Konzepten. So auch SnoWhite. Durch Ausbildung und Vater, dem bekannten Wagner-Sänger und Grammy-Preisträger, Siegmund Nimsgern musikalisch vorbelastet, komponiert und produziert Frank Nimsgern modern wie erfolgreich: Für klassisches Musiktheater, Film, Fernsehen, Werbung und Show. Mal greift er zurück auf die Brüder Grimm (Hänsel und Gretel, Schneewittchen), dann auf Edgar Allen Poe oder Richard Wagners Ring-Trilogie, welche 2007/08 am Theater Bonn uraufgeführt wurde.

In SnoWhite transponiert Nimsgern das anrührende Kindermärchen Schneewittchen in moderne Zeiten, versetzt die dramatischen Elemente des Grimmschen Kindermärchens mit Texten, Gesängen, Tänzen und Musik der heutigen Jugend- und Erwachsenenwelt: Hexen, hinter den Zauberspiegeln der Königin gefangen, sind es leid, die immer gleiche Frage nach der "schönsten im ganzen Land"  beantworten zu müssen.... So schaffen Komponist Nimsgern und Librettist Frank Felicetti eine verschmitzt-moderne musiktheatralische Geschichte, welche sprudelnd unterhält, berauscht. Bereits SnoWhite´ erste Spielzeit 2000 am Saarländischen Staatstheater war vollständig ausverkauft. Für das Theater Bonn wurde das Musical aufwendig neu produziert.

Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite Queen (Aino Laos) © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite / Zwerge betrauern totes Schneewittchen © Lilian Szokody © Lilian Szokody
Theater Bonn / Premiere snoWhite / Zwerge betrauern totes Schneewittchen © Lilian Szokody © Lilian Szokody

Regisseur  Elmar Ottenthal, ehemals Intendant des Theater Aachen,  bringt im Theater Bonn eine spektakuläre, künstlerisch wie technisch anspruchsvolle  Neuproduktion des Musicals SnoWhite auf die Bühne. Die Fülle abgeleiteter Märchenmotive treibt Ottenthal´s Produktion in riesige ausgefeilte Bild- und Filmprojektionen, aufwendig phantasievolle Kostüme wie beeindruckende Bühnen- und Lichttechnik. Dazu schaffen Tempo, Erzählweise und Tanz, so Ottenthal, die Grundlagen des stimmungsreichen Rockmusical SnoWhite. Die Urväter Grimm erhalten mit SnoWhite und dessen nachdenklichen wie witzig-cleveren Texten einen packend modernen Abkömmling: Freiheit suchende junge Hexen; einen vom Auftragsmörder zum Liebenden gewandelten "Jäger";  zum Ende keine in "rotglühenden Schuhen sterbende" sondern eine lebende, altersreife   Königin. Dazu fetzt, leidet, rockt Komponist Frank Nimsgern live und perfekt mit seiner Frank-Nimsgern-Group.

Bereits das erste Bild von SnoWhite ist stark: In der verruchten Hexenkneipe "Witches Inn" singt die  Queen (Aino Laos) als Barsängerin die kultverdächtig, heiße SnoWhite-Rocksoul-Hymne: Königin ist  Queen, ist Superstar.... Spieglein, Spieglein an der Wand....Kein Weib auf der weiten, weiten Welt..den Vergleich mit ihr, mit Königin hält...  Königin ist Queen, ist Superstar. Aino Laos ist tatsächlich Superstar des Stückes, nicht allein durch ihre Partie.  Aino Laos dominiert SnoWhite mit fesselnder Bühnenpräsenz und mächtig breit timbrierter Rocksoulstimme. Hinter riesigen Spiegeln klagen und kreischen, packend arrangiert, die Hexen der Queen über ihre Gefangenschaft ("uns gehört die Nacht...durch den Spiegel führt kein Weg zurück"), welche solange anhält, wie die Queen die Schönste ist. Und so verprügeln sie in der Hexenkneipe den Jäger (John Davies) und treiben ihn an ("Wohin der Weg mich führt"), Schneewittchen, von Michaela Kovarikova mit lyrisch feiner Stimme gut besetzt, zu finden und zu töten. Schneewittchen entkommt und findet bei den Hütern des Waldes, den sieben Zwergen ("Wir sind die sieben Zwerge, das Schärfste der Berge, sind mächtig klein, kommen überall rein"), Unterkunft. Chefzwerg und Texter Minitou (Frank Felicetti) persifliert dabei mit grandioser Sprachfertigkeit mitreissend das skurrile Weltbild der Zwerge. Minitou gebietet über die tanzerfahrenen Zwerge (Streetdancer aus Köln)  Bert, Pille, Palle, Ajax den Römer, Zoiing den Stummen und den stets tänzelnden Transvestit (Maurice Stocsek), deren schelmisch-witzigen Texte mit zahllos akrobatischen Rap-, Breakdance- und Tanz-Einlagen ein eigenes gelungenes Meisterwerk innerhalb des Musicals darstellen.

Theater Bonn / Premierenfeier SnoWhite / Regisseur Ottenthal (1.vl), Komponist Frank Nimsgern (2.vl), Intendant Klaus Weise mit Mikro © IOCO
Theater Bonn / Premierenfeier SnoWhite / Regisseur Ottenthal (1.vl), Komponist Frank Nimsgern (2.vl), Intendant Klaus Weise mit Mikro © IOCO

Nimsgern, Felicetti und Ottenthal schufen mit SnoWhite ein kultverdächtiges Rocksoul-Musical, welches das klassische deutsche Kindermärchen in eine musikalische Lebensreise verwandelt. Vom Aufstand jugendlicher Hexen bis hin zur Altersreife der Königin ist SnoWhite fetzig komponiert, facettenreich choreographiert und dazu augenzwinkernd erzählt. Das nicht immer jugendliche Publikum im ausverkauften Theater Bonn schrie, johlte seine Begeisterung heraus, oft wenig altersadäquat. SnoWhite wird bis zum

27. April 2013

im Theater Bonn noch 19 Mal gespielt werden. Volles Haus garantiert.  IOCO / Viktor Jarosch / 03.09.2012

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