Frankfurt, Oper Frankfurt, Platzhirsch, Rekordauslastung und packender Spielplan 2012/13, IOCO Aktuell

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Oper Frankfurt

Spielplan 2012/13: Musikvielfalt in Epochen, Stil, Genre

Saison 2011/12:  Intendant Bernd Loebe steigert Auslastung auf 89%

Oper Frankfurt inmitten des Finanzzentrums © IOCO
Oper Frankfurt inmitten des Finanzzentrums © IOCO

Die Oper Frankfurt ist ein bedeutendes Musiktheater. Der moderne Bau mit 1.369 Sitzplätzen ist deutlich größer als die Staatstheater im benachbarten Wiesbaden (1.041 Plätze) oder Darmstadt (956 Plätze). Ernste Konkurrenz für Konzerte findet sich auch schon Mal nur 300 Meter weiter,  in der Alten Oper Frankfurt, deren Großer Saal 2.500 und Mozart-Saal 700 Zuschauer fasst. Mit 270.000 Besuchern jährlich ist die Oper Frankfurt Kulturmagnet der Region, mit 1.000 Beschäftigten bedeutender Arbeitgeber. Musikttheater wird zumeist in der Oper Frankfurt (Bild) und  auf der Experimentierbühne im Bockenheimer Depot gespielt. Konzertante Aufführungen der Oper Frankfurt finden gelegentlich auch in der Alten Oper (Bild) statt,

Oper Frankfurt / Pressekonferenz Intendant Loebe 2012 © IOCO
Oper Frankfurt / Pressekonferenz Intendant Loebe 2012 © IOCO

Bernd Loebe veranstaltete die Jahrespressekonferenz der Oper Frankfurt zum Spielplan 2012/13 als One-Man-Show, ohne Team. Vertreter des Magistrats oder kaufmännischer Geschäftsführung: Fehlanzeige! Nur GMD Sebastian Weigle (Bild unten) stürzte aus einer Orchesterprobe kurz hinzu: "Irgendwelche Fragen?" Hatte aber keiner. Das städtische Großunternehmen Oper Frankfurt, Etat über € 60 Mio, 700 Mitarbeiter: Populärer Kulturtempel mit intransparenten Hinterzimmern. Politische Rückendeckung war nicht spürbar. So referierte Intendant Bernd Loebe nachdenklich,  allein: Das am 27.4.2012. eskalierte Finanzchaos an der Oper Köln hat ihn, den Vorsitzenden der Deutschen Opernkonferenz, sichtbar berührt ("Das Verfahren ist einer Stadt wie Köln nicht würdig"). Doch auch die kulturpolitische Situation in Frankfurt sei nach den Rücktritten von Petra Roth und Jutta Ebeling unübersichtlich. IOCO-Rückfragen zu Etat und Etatsicherheit der Oper Frankfurt brachten keine eindeutigen Antworten. So sind Kölner Verhältnisse an der Oper Frankfurt nicht unmittelbar zu befürchten, aber auch nicht auszuschließen.

Dabei sind die Kennziffern der Oper Frankfurt für Musiktheater außergewöhnlich gut: Die Auslastung der laufenden Saison 2011/12 erreichte mit 89% formidable Werte, im Januar 2012 sogar 99,44%. Die Zahl der Abonnenten stieg in Loebes Amtszeit von 8.156 (2002) um 44% auf nunmehr 11.733. Die Einnahmen betragen über € 6 Mio. Loebe, zu recht stolz auf diese Zahlen ("Meine Mitarbeiter und ich werten die Zahlen als Anerkennung....Das Publikum nimmt die konstante Qualität bewusst wahr..."), beweist in einer Zeit knappen Geldes und konkurrierender Kulturangebote wohltuenden Realitätsinn.

Oper Frankfurt / Intendant Loebe mit GMD Weigle © IOCO
Oper Frankfurt / Intendant Loebe mit GMD Weigle © IOCO

Die Oper Frankfurt steigert 2012/13 erneut die Zahl der Veranstaltungen: 240 Veranstaltungen zählte man 2002, 320 Veranstaltungen (+33%) enthält der Spielplan 2012/13. 186 Opernvorstellungen mit 13 Premieren (92 Aufführungen) und 16 Wiederaufnahmen von Repertoirestücken mit 94 Vorstellungen. Dazu 8 Liederabende und über 130 Sonderveranstaltungen. Musiktheater in schönster Prägung wird geboten: Raritäten wie Samuel Barbers Oper Vanessa wechselt mit den spätromantischen Opern Königskinder und Pelléas et Mélisande. Händels kurzweiliger Oper Giulio Cesare folgt, von Harry Kupfer inszeniert, die Konversationsoper Der Spieler von Sergej Prokofjew mit Anja Silja als Großmutter. Camilla Nylund singt Elsa in Lohengrin, Roberto Saccá den Idomeneo, Julian Prégardien tritt in mehreren Premieren auf,

-  13 Premieren mit 92 Vorstellungen

2. September 2012: 

Vanessa, der einzige große Opernerfolg von Samuel Barber, modern aber mehrheitlich tonal und lyrisch, Dirigent Jonathan Darlington, Inszenierung Katharina Thoma, Vanessa Charlotta Larsson, Erika Jenny Carlstedt, Alte Baronin Helena Döse, Anatol Kurt Streit, uam

30. September 2012:

Königskinder von Engelbert Humperdinck; ein düsteres, in symbolistischer, teils naiver Kunstsprache erzähltes Melodram (keine Kinderoper); Dirigent Sebastian Weigle, Regie David Bösch, Königssohn Daniel Behle, Gänsemagd Amanda Majeski, Spielmann Nikolay Borchev, Hexe Julia Juon, uam

4. November 2012: 

Pelléas et Mélisande  von Claude Debussy; das Schlüsselwerk des poetischen Symbolismus; Dirigent Friedemann Layer, Regie Claus Guth, König Arkel Alfred Reiter, Pelléas Christian Gerhaher, Mélisande Christiane Karg, Golaud Paul Gay, uam

14. November 2012  Alte Oper

Maria Stuarda von Gaetano Donizetti, konzertant, Dirigent Giorgio Morandi, Elisabetta Elza van den Heever, Maria Stuarda Brenda Rae, Anna Kennedy Nina Tarandek, Roberto David Lomeli, uam

2. Dezember 2012

: Giulio Cesare in Egitto von Georg Friedrich Händel, Dirigent Erik Nielsen, Regie Johannes Erath, Giulio Cesare Michael Nagy, Curio Sebastian Geyer, Cornelia Tanja Baumgartner, Sesto Paula Murrihy, Cleopatra Brenda Rae,

13. Januar 2013:

Der Spieler von Sergej Prokofjew, Dirigent Sebastian Weigle, Regie Harry Kupfer, General a.D. Clive Bayley, Polina Barbara Zechmeister, Alexej Frank van Aken, Großmutter Anja Silja, uam

17. März 2013: 

Idomeneo von Wolfgang Amadeus Mozart, Dirigent Julia Jones ua, Regie Jan Gloger, Idomeneo Roberto Saccà, Idamante Martin Mitterrutzner, Ilia Juanita Lascarro, Elektra Elza van den Heever,

1. Mai 2013 Bockenheimer Depot:

Landschaft mit entfernten Verwandten von Heiner Goebbels, Dirigent Franck Ollu, Regie Heiner Goebbels, Bariton Holger Falk, Schauspieler David Bennent,

12. Mai 2013:

La Fanciulla del West von Giacomo Puccini, Dirigent Sebastian Weigle, Regie Richard Jones, Minnie Eva-Maria Westbroek, Jack Rance Ashley Holland, Dick Johnson Carlo Ventre, Kellner Nick Julian Prégardien, Ashby Alfred Reiter, uam

17. Mai 2013   Alte Oper

: Rienzi, der Letzte der Tribunen von Richard Wagner, konzertant, Dirigent Sebastian Weigle, Rienzi Peter Bronder, Irene Christiane Libor, Steffano Colonna Falk Struckmann, Adriano Claudia Mahnke, uam

30. Mai 2013 Bockenheimer Depot:

Teseo von Georg Friedrich Händel, Dirigent Felice Venanzoni, Regie Tilmann Köhler, Teseo Jenny Carlstedt, Agilea Juanita Lascarro, Medea Gaelle Arquez, Egeo William Towers, uam

16. Juni 2013: 

Die sizilianische Vesper von Giuseppe Verdi, Dirigent Pablo Heras-Casado, Regie Jens-Daniel Herzog, Guy de Monfort Quinn Kelsey, Sire de Béthune Kihwan Sim, Graf von Vaudemont Jonathan Beyer, Henri Alfred Kim, Herzogin Hélène Elza van den Heever, uam

29. Juni 2013 Bockenheimer Depot:

Das Spiel von Seele und Körper (Rappresentazione...) von Emilio de´ Cavalieri, Dirigent Michael Form, Regie Henrik Müller, Tempo Sebastian Geyer, Intelleto Francisco Brito, Corpo Julian Prégardien, Anima Kateryna Kasper, Piacere Vasily Khoroshev, Anima Barbara Zechmeister, uam

- 16 Repertoirestücke als Wiederaufnahmen, 94 Vorstellungen

11 Vorstellungen der Fledermaus von Johann Strauss, daneben La Bohème, Adriana Lecouvreur, Chowantschtschina, L`Ètoile von Emmanuel Chabrier (7 Vorstellungen), La Traviata, 2 Aufführungen des Der Ring des Nibelungen (vom 25.1. - 3.2.2013 und vom 6.2.-13.2.2013), Lohengrin von Richard Wagner, Otello, Don Carlo und Ein Maskenball von Giuseppe Verdi sowie Dido and Aeneas von Henry Purcell mit Herzog Blaubart Burg von Béla Bartók

- 8 Liederabende

Mit Marlis Petersen, Alice Coote, Luca Pisaroni, Franco Fagioli, Christiane Karg, Matthew Polenzani, Anne Schwanewilms, Aleksandra Kurzak.

Die 130 Sonderveranstaltungen der Oper Frankfurt umfassen ein Viezahl und Vielfalt von Programmen, für Kinder im Holzfoyer, Opernprojekte für Schüler und deren Lehrer, eine Tour mit Rossinis Barbier von Sevilla durch die Schulen Frankfurts.......

Das Programm der Oper Frankfurt für 2012/13 ist erneut reichhaltig, attraktiv und ambitiös. 270.000 Besucher, zumeist Erwachsene, erwartet viele Sternstunden verzaubernder Musik. Jedoch vermisst man in Frankfurt, wie in vielen anderen großen Theatern, mehr Engagement für das junge Publikum. Auf der Großen Bühne gespielte Kinderstücke fehlen gänzlich: Die Zauberflöte für Kinder, Das schlaue Füchslein, Die Feen (für Kinder) oder andere großartige Kinderopern werden nicht angeboten. So senkt man den hohen Altersdurchschnitt von Opernbesuchern (59 Jahre) wohl kaum nachhaltig. Und junge Menschen werden den Operntempel meist nur von außen bestaunen.

IOCO / Viktor Jarosch /  Mai 2012

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