Hamburg, Elbphilharmonie, 2019: Alan Gilbert folgt Thomas Hengelbrock, IOCO Aktuell, 24.06.2017

Hamburg, Elbphilharmonie, 2019: Alan Gilbert folgt Thomas Hengelbrock, IOCO Aktuell, 24.06.2017

Elbphilharmonie Hamburg

Elbphilharmonie Hamburg / Lasershow zur Eröffnung © Ralph Lehmann
Elbphilharmonie Hamburg / Lasershow zur Eröffnung © Ralph Lehmann

2019: Alan Gilbert - New York kommt nach Hamburg

  Alan Gilbert - Nachfolger von Thomas Hengelbrock

Von Patrik Klein

Mit dem Einzug in die Elbphilharmonie hat das NDR Elbphilharmonie Orchester sieben Jahrzehnte nach seiner Gründung eine zeitgemäße künstlerische Heimat gefunden und ein neues Kapitel seiner Geschichte aufgeschlagen.

Als Residenzorchester prägt das NDR Elbphilharmonie Orchester das musikalische Profil von Hamburgs neuem Konzerthaus maßgeblich mit. Und die räumlichen und akustischen Möglichkeiten der Elbphilharmonie beeinflussten entscheidend die weitere Entwicklung der Klangkultur des NDR Elbphilharmonie Orchesters.

"Wir wollen uns mit den Spitzenorchestern dieser Welt messen!"

Mit dem Eröffnungskonzert im Januar 2017 und den vielen Konzerten des Klangkörpers aus dem klassischen Repertoire sowie zahlreichen auch Risiko nicht scheuenden neuen Stücken, hat sich das Orchester in die Kategorie der Weltklasseorchester selbstbewusst und mit allergrößtem Engagement eingereiht.

NDR Elbphilharmonie-Orchester © Michael Zapf
NDR Elbphilharmonie-Orchester © Michael Zapf

Der Große Saal der "Elphi" ist nicht einfach zu bespielen. Wenn sich ein Orchester gelungen adaptiert hat, klingt es dann wunderbar transparent mit einer glasklaren, trockenen, keine Spielfehler verzeihenden Akustik, die sich in großem Masse von der warmen, stark die Instrumente vermischenden Akustik der Laeiszhalle unterscheidet. Diesen Wechsel und der Umgang mit der neuen Situation ist dem NDR - Orchester gut  gelungen. Man durfte in den ersten Monaten große Orchester u.a. die Wiener Philharmoniker, das Chicago Symphony Orchestra, die Staatskapelle Dresden und die Berliner Philharmoniker hören. In diese Qualitätskategorie hat sich das NDR Elbphilharmonie Orchester mit Fleiß, höchster Motivation und einer großen Zahl an Arbeits- und Spielstunden gespielt. IOCO Kultur im Netz war in vielen dieser Konzerte dabei und berichtete auch vom Eröffnungskonzert am 11.1.2017

Einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung trägt Thomas Hengelbrock,  seit 2011 Chefdirigent des Orchesters. Interpretatorische Experimentierfreude und unkonventionelle Programmdramaturgie sind Markenzeichen seiner Arbeit. Die Pressemitteilung in den vergangenen Tagen kam jedoch ein wenig unerwartet:

"Thomas Hengelbrock wird seinen Vertrag als Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters über die Saison 2018/19 hinaus nicht verlängern. Nach dann acht sehr erfolgreichen Jahren an der Spitze des Residenzorchesters der Elbphilharmonie möchte er wieder mehr Zeit haben, um sich intensiver anderen künstlerischen Herausforderungen widmen zu können. Er wird dem NDR jedoch auch nach 2019 weiterhin regelmäßig für spezielle Konzertprojekte zur Verfügung stehen."

 NDR Intendant Lutz Marmor, l, und Alan Gilbert, r, © Patrik Klein
NDR Intendant Lutz Marmor, l, und Alan Gilbert, r, © Patrik Klein

In einer Pressekonferenz am 23.06.2017 verkündete der NDR,  wer als Hengelbrock Nachfolger an der Spitze des Residenzorchesters der Elbphilharmonie stehen wird.

Neben dem designierten Chefdirigenten des NDR Elbphilharmonie Orchesters waren vom NDR dabei: Intendant Lutz Marmor, Hörfunk-Programmdirektor Joachim Knuth sowie Andrea Zietzschmann, Leiterin des Bereichs Orchester, Chor und Konzerte, und ihr Nachfolger Achim Dobschall, Manager des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Die Elbphilharmonie war durch Intendant Christoph Lieben-Seutter vertreten. Durch die Veranstaltung führte Friederike Westerhaus, Moderatorin bei NDR Kultur. In zwei Jahren beginnt für das NDR Elbphilharmonie Orchester eine neue Ära. Chefdirigent Thomas Hengelbrock wird sich mit Ablauf der Spielzeit 2018/19 nach dann acht sehr erfolgreichen Jahren von Alan Gilbert abgelöst.

Alan Gilbert (* 23. Februar 1967 in New York City) ist US-amerikanischer Dirigent und seit 2009 Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. Er studierte Musik an der Harvard University, dem Curtis Institute of Music in Philadelphia und der Juilliard School of Music in New York bei Otto-Werner Mueller. Nach seinem Studium war Alan Gilbert 1995–1997 Assistant Conductor des Cleveland Orchestra unter Christoph von Dohnányi. Von 2000 bis 2008 war Gilbert Chefdirigent der Königlichen Philharmoniker Stockholm (Kungliga Filharmonikerna) und zusätzlich von 2003 bis 2006 Musikdirektor der Oper von Santa Fe. Seit 2004 ist er Erster Gastdirigent beim NDR Elbphilharmonie Orchester in Hamburg, mit dem Gilbert bereits mehrfach auf Tournee war.

Mit der Spielzeit 2009/10 trat Gilbert die Nachfolge von Lorin Maazel als Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker an. Gilbert ist damit der erste gebürtige New Yorker auf dem Posten. Sein erstes Konzert eröffnete er mit dem Werk EXPO des finnischen Komponisten Magnus Lindberg, der von 2009 bis 2012 Composer in Residence bei den New Yorker Philharmonikern war. Gilbert kündigte im Februar 2015 an, 2017 von seinem Amt zurückzutreten.

Auf Ebene 15 in der Elbphilharmonie drängten sich die vielen angereisten Journalisten, Musiker und Freunde des Orchesters. Nach der Begrüßung und dem Blitzlichtgewitter der zahlreich vertretenen Fotografen eröffnete Achim Dobschall, Manager des NDR Elbphilharmonieorchesters die Pressekonferenz: "Mit dem neuen Chefdirigenten Alan Gilbert wollen wir weiter an der Devise arbeiten: Wir wollen uns mit den Spitzenorchestern dieser Welt messen".

Mit Alan Gilbert wurde ein genialen Musiker gefunden, der als Chefdirigent des New York Philharmonic Orchestra als Nachfolger von Lorin Maazel neue Wege gegangen ist, neue Konzertformate entwickelte ohne die Tradition zu brechen. Gilbert (auch Gastdirigent bei den Berliner Philharmonikern) steht für Integrität, Pluralität und Offenheit. Er kennt das Orchester sehr gut aus seiner Zeit als 1. Gastdirigent und erhält erstmalig in der Geschichte des Orchesters einen 5-Jahresvertrag. 12 Wochen pro Saison wird er in Hamburg dirigieren. Der NDR Intendant Lutz Marmor kennzeichnet Gilbert als den Wunschkandidaten des Orchesters und des NDR, da man auch in der Vergangenheit bereits exzellent zusammengearbeitet hat. Die Planungen für 2019ff laufen bereits auf Hochtouren und werden den Anforderungen und Gegebenheiten des Konzertsaals in der Elbphilharmonie in spannender Weise genügen. Man darf sich auf die Zukunft freuen.

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