Stuttgart, Oper Stuttgart, Orpheus in der Unterwelt von Jacques Offenabch, 04.12.2016

Stuttgart, Oper Stuttgart,  Orpheus in der Unterwelt von Jacques Offenabch, 04.12.2016
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Oper Stuttgart

Opernhaus Stuttgart / SPIELZEITERÖFFNUNG "OPER OHNE GRENZEN" © Martin Siegmund
Opernhaus Stuttgart / SPIELZEITERÖFFNUNG "OPER OHNE GRENZEN" © Martin Siegmund

Orpheus in der Unterwelt von Jacques Offenbach

Armin Petras inszeniert erstmals an der Oper Stuttgart

Am Sonntag, 4. Dezember 2016, feiert eine der wildesten und vergnüglichsten Operetten Jacques Offenbachs an der Oper Stuttgart Premiere: Orpheus in der Unterwelt. Sie parodiert den antiken Mythos vom thrakischen Sänger und bringt an der Grenze zwischen Drama und Tragödie stets das Komische zum Vorschein.

Nach seinem gefeierten Dirigat von Hoffmanns Erzählungen in der vergangenen Spielzeit dirigiert Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling nun erneut ein Werk Offenbachs. Armin Petras, Intendant des Schauspiels Stuttgart, wird bei dieser Neuproduktion erstmals an der Oper Stuttgart Regie führen. Susanne Schuboth (Bühne) und Dinah Ehm (Kostüme) zeichnen für die Ausstattung verantwortlich. Als Orpheus und Eurydike geben Daniel Kluge und Josefin Feiler aus dem Stuttgarter Solistenensemble ihre Rollendebüts. Zudem werden etliche weitere Ensemblemitglieder zu erleben sein, so etwa Michael Ebbecke als Jupiter, Maria Theresa Ullrich als Juno, Catriona Smith als Diana, André Morsch als Pluto und Heinz Göhrig als Merkur. Die Schauspieler André Jung und Max Simonischek gastieren als Styx beziehungsweise Bacchus.

 Paris / Jacques Offenbach © IOCO
Paris / Jacques Offenbach © IOCO

Anders als im antiken Mythos beginnt Offenbachs 1858 in Paris uraufgeführte „Opéra bouffon“ nicht mit dem jähen Tod von Orpheus‘ geliebter Braut Eurydike auf dem Hochzeitsfest, sondern mit den Streitereien des Ehepaares, dessen glückliche Tage längst vorüber sind: Man betrügt sich gegenseitig mit Schäfern und Nymphen, alles läuft auf eine baldige Scheidung hinaus. Und so ist Orpheus auch zunächst erleichtert, als Eurydikes Geliebter, der sich als Unterwelt-Gott Pluto entpuppt, sie zu sich in den Hades entführt. Erst als die Öffentliche Meinung mit der Drohung einschreitet, Orpheus‘ Ruf zu ruinieren, erklärt er sich zähneknirschend dazu bereit, Eurydike aus dem Hades zurückzuholen.

Das Produktionsteam um Armin Petras wird zur Premiere eine neue Fassung des Werkes mit Texten des Regisseurs zeigen. Regisseur Armin Petras über Orpheus in der Unterwelt: So wie Jacques Offenbach sich in seinem Orpheus an die Potenziale der antiken Mensch-Götter-Beziehung erinnert und das im Hades beziehungsweise Olymp versammelte Personal für eine satirische Gesellschaftsstudie über das Paris des mittleren 19. Jahrhunderts wiederbelebt, bringt es Fernando Pessoa einige Jahre später in seinem Buch Die Rückkehr der Götter auf den Punkt: Die Götter sind nicht gestorben: Unsere Vision von ihnen ist gestorben. Wir sehen sie nicht mehr. Aber die Götter bestehen fort, sie leben, wie sie gelebt haben, mit derselben Göttlichkeit. Ihre Gegenwart vereinfacht und verschönert. Die Wiederauferstehung der vielgestaltigen antiken Götterwelt stellt, und davon berichten Offenbach wie Pessoa, die übermächtigen christlichen Moralstandards in Frage. Wenn richtig und falsch sich aber nicht mehr ohne weiteres auseinanderhalten lassen, entstehen erste Zweifel am Status quo.

Und auch die Öffentliche Meinung gerät in Konfusion. Lag zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon etwas davon in der Luft, was sich nur wenig mehr als zehn Jahre nach der Uraufführung von Orpheus in der Unterwelt in Frankreich ereignen sollte und als ,La Commune‘ in die Geschichtsbücher eingegangen ist? Inmitten der von der Arbeiterschaft initiierten Kurzrevolution von 1871, die wie selten zuvor konkrete Ideen einer demokratisch-sozialen Gesellschaftsordnung mit sich führte, traten auch einige äußerst selbstbewusste Frauen hervor, die sich dem Bürgertum entgegenstellten. Als eine mit diesen Persönlichkeiten verwandte Figur stelle ich mir Eurydike vor. Aus dem Proletariat stammend, durchschreitet sie nach eigener Wahl die verschiedenen Möglichkeiten sozialer Positionierung. Und dies sehr radikal, weil ihr Weg immer aufs Neue der Weg einer Liebenden ist: Auf diese Weise verbindet Eurydike sich mit dem opportunistischen Bildungsbürger Orpheus, dem widersprüchlichen Untergrundchef Pluto und dem herrschenden Tyrannen Jupiter, um schließlich in der Unterwelt, die sie als ihre Heimat erkennt, erneut Wurzeln zu schlagen. Von dort aus ersinnt sie eine Revolution, die ganz andere Auswirkungen haben soll als jene, die kurze Zeit zuvor im Olymp von ein paar gelangweilten Göttern gegen Jupiter geführt wurde und innerhalb weniger Minuten ergebnislos verpuffte.“   PMOSt

Öffentliche Probe:  Samstag, 12.11.2016, 9.45 – 11.30 Uhr, Opernhaus, Regisseur Armin Petras gibt Einblicke in die Probenarbeit.

Einführungsmatinee Sonntag, 27. November 2016, 11 Uhr im Opernhaus, Foyer I. Rang Das Produktionsteam gibt interessierten Opernbesuchern einen Einblick in die Konzeption der Neu-inszenierung., Nach(t)gespräche Freitag, 09. Dezember 2016 , Samstag, 07. Januar 2017. Das Produktionsteam beantwortet im Anschluss an die Vorstellung Fragen der Zuschauer.

Einführung vor jeder Vorstellung Eine Einführung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Opernhaus, Foyer I. Rang, statt.

Karten Karten über www.oper-stuttgart.de, Kartentelefon: 0711. 20 20 90, und an der Abendkasse