Hagen, Premiere Rosenkavalier: Leserbrief von B. Kramer, IOCO Aktuell, 12.06.2016

Hagen, Premiere Rosenkavalier: Leserbrief  von B.  Kramer, IOCO Aktuell, 12.06.2016
Theater Hagen bei Nacht © Stefan Kuehle
Theater Hagen bei Nacht © Stefan Kuehle

Der Rosenkavalier im Theater Hagen

Hier:  Leserbrief von Bernhard  Kramer, Hagen

Wohl dem, der das Glück hatte, am Sonnabend bei der Premiere von R. Strauss' Oper Der Rosenkavalier zugegen sein zu können.  Erlebte er doch eine Sternstunde unseres Theaters. Wen soll man mehr loben? Sänger - Darsteller, Orchester und Dirigent oder die Inszenierung?

Gregor Horres gelang es auch ohne Alkoven-Schlafzimmer, Faninal-Palais oder das gottverfluchte Extrazimmer mittels zweier beweglicher Riesenwände immer das nötige Ambiente zu erstellen.

Im Mittelpunkt standen aber die Ausführenden, allen voran die stimmlich und darstellerisch souveräne Feldmarschallin Veronika Haller, die ihrem jungen Liebhaber Octavian (Kristine Larissa Funkhauser mit herrlichem Mezzo und komödiantischer Spielfreude an ihrer potenzierten Hosenrolle) freigibt, damit dieser seine Sophie (Maria Klier mit ebenso schöner Stimme wie Hochzeitskleid) neben der silbernen Rose nun auch sein Herz schenken kann.

Unvergesslich, wie im Terzett des dritten Aktes die drei Frauenstimmen eins wurden und wie im Schlussduett bis zum heiklen Schlusston die Intonation makellos rein blieb.

Besonderes Lob verdient auch das Philharmonische Orchester Hagen, das unter Florian Ludwig die schwierige Partitur nicht nur mit Bravour meisterte sondern ihr eine mozartische Leichtigkeit gab, die dieser Komödie für Musik gut anstand und sie klingen lies, als sei dies alles ganz einfach. Schön, dass das ganze Orchester am Schluss auf der Bühne erschien um den Beifall entgegen zu nehmen.

Es passte einfach alles, selbst die bei Strauss gar nicht vorhandenen Personen wie der Feldmarschall sowie Göttin und Gott Amor fügten sich harmonisch in das Konzept ein. Für den Ochs fand Rainer Zaun mit mächtigem Bass die rechte Balance zwischen dummdreisten Geld- und Schürzenjäger und Edelmann. Nur hätte man ihn ohrfeigen können, als er die zweite Strophe des Sängers Arie (mit strahlendem Tenor Kejia Xiong) zerdonnerte.

Der Rosenkavalier und das Theater Hagen sind gleichaltrig, beider Geburtsjahr ist 1911. Die Hagener Aufführung zeigte das die Oper auch nach 105 Jahren nichts von ihrer Attraktivität verloren hat. Und unser Theater erbrachte mit dieser – der verstorbenen Dramaturgin Dorothee Hannappel gewidmeten Produktion- den Beweis, dass es einen Vergleich auch mit größeren Bühnen nicht zu scheuen braucht. Das soll uns erst mal einer nachspielen.       Leserbrief von Bernhard Kramer, Hagen,  10.06.2016

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