Osnabrück, emma-theater, Oshi-Deutsch: Die Geschichte namibischer Kinder in D, IOCO Kritik, 01.06.2016

Osnabrück, emma-theater,  Oshi-Deutsch: Die Geschichte namibischer Kinder in D, IOCO Kritik, 01.06.2016
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Theater Osnabrück

Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd
Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd

 

„Oshi-Deutsch – Die DDR-Kinder von Namibia“

In der Fremde daheim und in der Heimat fremd

Oshi-Deutsch:  Geschichte einer abgebrochenen Integration. Von Hanns Butterhof

Osnabrück / emma-theater Oshi in der DDR © Jörg Lewandowski
Osnabrück / emma-theater Oshi in der DDR © Jörg Lewandowski

In Oshi-Deutsch – Die DDR-Kinder von Namibia, das jetzt am emma-theater Osnabrück  Premiere feierte, setzen Gernot Grünewald und Sandy Rudd die merkwürdige Geschichte von über 400 namibischen Kindern in Szene. Sie dokumentieren einprägsame Situationen und wesentliche Stationen im Leben dieser Kinder, die von 1979 an in der DDR lebten und nach deren Ende 1990 nach Namibia zurückgeschickt wurden.

Den Anstoß zur Hilfe durch die DDR gab der traumatisierende Angriff südafrikanischer Soldaten auf ein namibisches Flüchtlingslager in Kassinga 1978, der auch am Anfang des Stückes steht. Im flackernden Stroboskoplicht, zu Explosionsgeräuschen und harten Trommelschlägen des namibischen Musikers Elemotho, der mit dem Gitarristen Samuel Batola das Stück begleitet, sinken Sterbende zu Boden.

Osnabrück / emma-theater Oshi © Jörg Lewandowski
Osnabrück / emma-theater Oshi © Jörg Lewandowski

Weitere Szenen geben das Leben in der „heilen Welt“ des Kinderheims Schloss Bellin bei Güstrow wieder. Anne Hoffmann, Rébecca Marie Mehne und Oliver Meskendahl stellen meist die deutschen Erzieher dar; in ihrer Unbedarftheit gegenüber der auch für sie unbekannten Situation kommen sie erstaunlich gut weg. Junge Namibier spielen die Kinder, unter ihnen leibhaftige Kinder der Kinder, die sie darstellen. Sie erzählen vom heimeligen Kaminfeuer, dem ersten Schnee ihres Lebens und singen Weihnachtslieder unter dem Tannenbaum. Später wird in der „Schule der Freundschaft“ in Staßfurt für das Ziel, die Kinder gut ausgebildet für den Befreiungskampf oder als Kader für den Aufbau des neuen Staates nach Namibia zurück zu schicken, der Umgang mit Gewehren geübt und ideologische Schulung betrieben. Farbige Kinder in FDJ-Hemden recken kämpferisch die Fäuste.

Osnabrück / emma-theater Oshi 3 © Jörg Lewandowski
Osnabrück / emma-theater Oshi 3 © Jörg Lewandowski

Am Ende erzählen drei von ihnen, was nach der Rückkehr in Namibia aus ihren Eltern wurde und wie sie diese bewundern. Bei der danach aufkommenden ausgelassenen Partystimmung könnte man annehmen, dass „Oshi-Deutsch“ eine Erfolgsgeschichte ist. Doch das Stück lässt nur einen kurzen Blick auf die eher tragische Situation der Kinder und ihre abgebrochene Integration zu: Obwohl sie theoretisch immer auf ihre Rückkehr nach Namibia vorbereitet waren, hatten sie sich emotional doch in der DDR heimisch gefühlt. Dann wurden sie in ein Land und zu Menschen verschickt, die ihnen fremd geworden waren.

„Oshi-Deutsch“ dokumentiert die Kollektiv-Geschichte der namibischen DDR-Kinder anhand von Interviews, teilweise in schwer verständlichem Englisch. Keines der Kinder wird dabei als Individuum sichtbar, so dass „Oshi-Deutsch“ in bewegte Szene gesetzte Information bleibt, aber kein bewegendes Theater wird.  Von Hanns Butterhof / 01.0.2016

emma-theater Osnabrück: Oshi-Deutsch  Die nächsten Termine: 8., 10., 14., 16., 17. und 21.6., jeweils 19.30 Uhr. Danach folgen Gastspiele in Güstrow und Staßfurt sowie eine Vorstellungsserie in Namibia.

Foto Legende: 1) Sabrina Kaulinge vor den Namen der namibischen DDR-Kinder. 2) Oliver Meskendahl als deutscher Lehrer mit namibischem Kind (Shakira Ntakirutimana).  3) Rébecca Marie Mehne als deutsche Lehrerin trainiert und indoktriniert ein namibisches Kind (Shakira Ntakirutimana). Foto: Jörg Lewandowski

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