Osnabrück, Theater am Domhof, Clivia - Wiederentdeckte Operette von Nico Dostal, IOCO Kritik, 08.05.2016

Osnabrück, Theater am Domhof, Clivia - Wiederentdeckte Operette von Nico Dostal, IOCO Kritik, 08.05.2016
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Theater Osnabrück

Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd
Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd

Clivia - Eine abgehobene Diva entdeckt ihr Herz Operette  Clivia im Theater am Domhof begeistert gefeiert

Auch der heruntergelassene Eiserne Vorhang konnte den Beifall des Publikums nicht stoppen. Clivia, die selten gespielte, erst kürzlich von der Komischen Oper Berlin wiederentdeckte Operette Nico Dostals, erlebte in Osnabrücks Theater am Domhof eine gefeierte Premiere in der unbeschwert schwungvollen Regie Bernd Mottls. Von Hanns Butterhof.

Osnabrück / Theater am Domhof - Clivia - Putschist Olivero und Lelio Down © Jörg Landsberg
Osnabrück / Theater am Domhof - Clivia - Putschist Olivero und Lelio Down © Jörg Landsberg

Es ist eine recht skurrile Handlung, die sich Nico Dostal und seine Librettisten Charles Amberg und F. Maregg für ihre dreiaktige Revue-Operette Clivia ausgedacht haben. Der amerikanische Finanzhai Potterton (Klaus Fischer) will in einer südamerikanischen Bananenrepublik den amerika- und kapitalismusfreundlichen Präsidenten wieder an die Macht putschen. Den hatten nationalistische Offiziere aus dem Land gejagt. Unter dem Vorwand, einen Film zu drehen, will er in das Land einreisen, bekommt aber die Drehgenehmigung nur, wenn er seinen Star Clivia (Erica Simons) mit einem Einheimischen verheiratet. Das ist zufällig der Putschistenchef Juan Olivero (Jan Friedrich Eggers), und so scheitert operettengemäß Pottertons  Konterrevolution ebenso unvermeidlich, wie aus der Zweck-Scheinehe Liebe und aus der abgehobenen Diva einfach eine Frau wird, die ihr Herz entdeckt hat.

Die Musik malt die Szenen mit den beliebtesten Rhythmen der zwanziger Jahre farbig aus. Daniel Inbal am Pult des gut aufgelegten Osnabrücker Symphonieorchesters nimmt das Publikum schwungvoll mit auf die Gefühlsreise durch wild exotische Tarantellas, heiße Tangos und schmalzige Walzer zu Liedern, die so  eingängig sind wie die vielen stimmungsvollen Chorpartien (Einstudierung: Markus Lafleur).

Osnabrück / Theater am Domhof Clivia mit Putschist Olivero und Dance Company © Jörg Landsberg
Osnabrück / Theater am Domhof Clivia mit Putschist Olivero und Dance Company © Jörg Landsberg

Auch den Augen wird viel geboten. Viel Schwung und Witz bringt die Dance Company des Theaters auf die Bühne. In der recht sinnlichen Choreographie Otto Pichlers sind die je vier Tänzerinnen und Tänzer in allen Kostümen hinreißend. Friedrich Eggert hat sie mit der gleichen überbordenden Phantasie entworfen, mit der er auch die Bühne gestaltet hat. Fast immer mit einem ironischen Augenzwinkern baut er dschungelgrüne Blätterwälder, schräge Hochhausschluchten oder tiefblaue, schwer sentimentale Sternenhimmel.

Auch personell ist die Operette ansehnlich besetzt. Klaus Fischer ist ein erstaunlich netter Polterer Potterton mit Donald Trump - Frisur. Erika Simons als auf Äußerlichkeiten bedachte Clivia darf sich für jede Szene neu einkleiden; sie braucht einige Zeit, bis sie sich mit ihrem feinen Sopran eingesungen und zu ihren Gefühlen bekannt hat. Jan Friedrich Eggers als der schmucke Putschist Olivero ist ihr stimmstarker, klar artikulierender Partner. Buffonesk gefällt auch das Paar Almerija Delic als stramme Offizierin und Mark Hamman als der ihr verfallene Reporter Down.

Diese Clivia in Osnabrück ist rundum gelungenes, unbeschwertes Operettenvergnügen. Von IOCO zum Besuch dringend empfohlen. IOCO / Hanns Butterhof / 06.05.2016

Clivia: Die nächsten Termine: 10.5., 13.5. und 17.5.2016 jeweils 19.30 Uhr

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