Münster, Theater Münster, Premiere Frau Luna von Paul Lincke, IOCO Kritik, 18.03.2016

Münster, Theater Münster, Premiere Frau Luna von Paul Lincke, IOCO Kritik, 18.03.2016
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Theater Münster

Theater Münster © Rüdiger Wölk
Theater Münster © Rüdiger Wölk

Paul Linckes Operette Frau Luna als gefällige Glitzer-Revue Resignation im Namen der Liebe

Auf den violetten Revue-Vorhang im Theater Münster malt das Theaterlicht ein Herz, als künde es mit Paul Linckes (1866-1946) Operette Frau Luna von 1899 eine Liebesgeschichte an. Doch ist es eher die schwungvoll präsentierte Geschichte einer Resignation im Namen der Liebe.

Münster / Theater Münster- Luna und Sternschnuppe © Oliver Berg
Münster / Theater Münster- Luna und Sternschnuppe © Oliver Berg

Der träumerische Mechaniker Fritz Steppke (Boris Leisenheimer) fliegt auf den Mond. Wenn man in der kalten Vollmondnacht die kleine Kammer (Bühne: Herbert Buckmiller) sieht, in der er bei der burschikosen Frau Pusebach (Barbara Wurster) zur Untermiete wohnt, und ihre Nichte Marie (Eva Bauchmüller) hört, wie sie von ihm als Heirats-bedingung fordert, seine Träume aufzugeben, kann man verstehen, warum er dem allen entfliehen möchte.

Da ist er auf dem Mond am rechten Ort. Da ist Party, es glitzert nur so von kühlem Licht. Götz Lanzelot Fischer hat alles, was an Stoffen glänzt oder metallisch leuchtet, zu phantasievollsten Kostümen verarbeitet. Wenn der Chor staubwedelnder Mondelfen und pickelhaubiger Mond-Polizisten (Einstudierung: Inna Batyuk), dazu die blauschimmernde Truppe des TanzTheaters (Einstudierung: Annette Taubmann) die Bühne füllen, dann klingt das nicht nur gut, sondern ist auch sehr schön anzuschauen.

Münster / Theater Münster - Frau Luna und  Ensemble © Oliver Berg
Münster / Theater Münster - Frau Luna und Ensemble © Oliver Berg

Neben den irdischen Mondfahrern – Steppkes Kumpane Lämmermeier (Birger Radde) und Pannecke (Peter-Uwe Witt) sind mitgekommen, und wie das personifizierte schlechte Gewissen hat sich auch Frau Pusebach mit eingeschlichen – machen die Mondleute eine prima Figur: die auch stimmlich strahlende, etwas zickige  Frau Luna (Henrike Jacob), ihre mimisch wie gesanglich sehr bewegliche Zofe Stella (Lisa Wedekind) mit dem schmusigen Mondgroom (Christina Holzinger), wie auch der komische Theophil (Eberhard Francesco Lorenz) nebst dem glamourösen Prinz Sternschnuppe (Youn-Seong Shim), der seit Jahrhunderten vergeblich hinter der sich spröde zeigenden Luna her ist.

Münster / Theater Münster - Frau Luna - Ensemble © Oliver Berg
Münster / Theater Münster - Frau Luna - Ensemble © Oliver Berg

Paul Linckes Operette träumt ausgiebig Steppkes lustvolle Flucht aus der harten Wirklichkeit. Mit Lunas unberechenbarer Zickigkeit wird nur schwach begründet, warum er im Namen der Liebe zu Marie zurückkehrt, deren verdrossener Biederkeit alles Naiv-Liebenswerte abgeht. Diese Liebe trägt alle Zeichen realistischer Resignation. Man muss nicht alle berlinernden Texte verstehen, nicht jeder Reim, den Lämmermeier absondert, ist ganz witzig; es sind die eingängigen Lieder, die in der Operette mitreißen. Walzer wie „Schlösser, die im Monde liegen“ oder „Lose, muntre Lieder singt man voller Lust“ sind Ohrwürmer, in denen auch der Gegensatz von Realitäts- und Lustprinzip deutlich wird, der nicht nur Fritz Steppke zu schaffen macht.

Holger Seitz hat Frau Luna sehr unterhaltsam ohne Ecken und Kanten mit dem operettenüblichen leichten Sexismus inszeniert. Getragen wird der Abend vom geschliffen aufspielenden Sinfonieorchester Münster unter Stefan Veselka. Da kommen bei dem Lied „Ist die Welt auch noch so schön, einmal muss sie untergeh’n“ kaum Gedanken an die aktuelle Krisensituation auf, sondern man hört fast nur noch wohlig Steppkes Einverständnis mit dem Ende seines Junggesellendaseins heraus.                                    Hanns Butterhof / 15.03.2016

Frau Luna im Theater Münster: Die nächsten Vorstellungen: 24.3., 3.4., 15.4., 19.4., 24.4., sowie 3.5., 8.5., 28. und 31.5., 8.6., 18.6., 9.07.2016  im Großen Haus.   Unterschiedliche Anfangszeiten, bitte beachten!

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