Wuppertal, Wuppertaler Bühnen, Salome - Richard Strauss, IOCO Kritik, 19.04.2015

Wuppertal, Wuppertaler Bühnen, Salome - Richard Strauss, IOCO Kritik, 19.04.2015

Wuppertaler Bühnen

Opernhaus Wuppertal © Andreas Fischer
Opernhaus Wuppertal © Andreas Fischer

Wuppertaler Bühnen

Salome - Richard Strauss

Der biblische Reißer des jungen Richard Strauss, 1905 in Dresden uraufgeführt,  wurde sein erster durchschlagender Erfolg. Das Werk hat auch, nach nun 110 Jahren, nichts von seiner Faszination eingebüßt. Wie sehr man ihm gelegentlich im Laufe der Jahrzehnte zugesetzt hat, Straussens Salome widerstand allen szenischen Attentaten. Jetzt kam der Einakter wieder in Wuppertal heraus. Die letzte Produktion war 1999 an gleicher Stelle.

Premiere am 17.04.2015, bes. Vorstellung am 19.04.2015

Nach Tosca und Parsifal werden auch die Salome und die weiteren Produktionen in dieser Spielzeit, en bloc gespielt. Neu ist, dass alle sechs geplanten Vorstellungen der “Salome“ verschiedene Dirigenten haben. Es sind Probedirigate der Bewerber auf die Nachfolge von Toshiyuki Kamioka, der Wuppertal verlassen wird.

Die besuchte zweite.Vorstellung leitete Johannes Pell, derzeit noch 1. Kapellmeister an der Oper Bonn. Pell, von der Zeitschrift “Opernwelt“ 2011 zum Nachwuchskünstler des Jahres nominiert, erfuhr die gleiche Auszeichnung auch ein Jahr später durch “Deutschlandradio Berlin“.

Wuppertaler Bühnen (www.wuppertaler-buehnen.de) / Salome © Uwe Stratmann
Wuppertaler Bühnen (www.wuppertaler-buehnen.de) / Salome © Uwe Stratmann

Pells Dirigat zeichnete sich aus durch packenden Zugriff, der aber gelegentlich recht laut zum Ausdruck kam. Bemerkenswert gut war sein Kontakt zur Bühne. Es gab keine Unstimmigkeiten. Ein großes Lob muss dem Wuppertaler Sinfonieorchester ausgesprochen werden. Es ist eine große Leistung, innerhalb von sechs Wochen, ein und dasselbe Werk unter sechs verschiedenen Dirigenten zu spielen. Das Orchester wartete an diesem Abend mit einer Klangtransparenz und stimmlicher Sauberkeit auf, die enorm war.

Licht und Schatten gab es bei den Gesangssolisten. Die sind natürlich in allen Vorstellungen gleich besetzt. Es sei denn, irgendjemand würde durch Krankheit ausfallen. Einfach großartig war das Tetrachenpaar. Der Amerikaner Michael Hendrick sang und spielte einen Herodes, der stimmlich und darstellerisch voll überzeugte. Wie herrlich, einmal keinen “Charaktertenor“ in dieser Rolle zu hören, sondern einen Tenor im Vollbesitz seiner Stimme.

Die kroatische Mezzosopranistin Dubravka Musovic sang die Herodias mit dunkel getönter, ausdrucksstarker Stimme. Darstellerisch sehr agil und temperamentvoll, wurde sie der Rolle absolut gerecht. Sehr erfreulich im Spiel, wie auch in der Stimme, war Emilio Pons als schmachtender, in Salome verliebter Narraboth.

Thomas Gazheli  war ein gestalterisch imponierender Jochanaan. Noch bestens in Erinnerung ist sein Amfortas, den er sehr balsamisch sang. Hier bei seinem Jochanaan hatte er viele bewegende vokale Momente. Doch der Balsam blieb ein wenig auf der Strecke. Er setzte mehr auf ein Einheitsforte.

Weniger gefallen konnte dem Schreiber dieser Zeilen die Sängerin der Salome. Cristina Baggio sang die immens schwere Partie ziemlich soubrettig. Sie verfügt über eine gute Pianotechnik und hat auch den stimmlichen Umfang für die Partie. Die schlechte Textverständlichkeit war jedoch irritierend. Man verstand kaum ein Wort. Solide besetzt waren die rund ein Dutzend kleinen und Kleinst-Rollen.

Regisseur Michiel Dijkema, der das Werk hier in Szene setzte, war auch sein eigener Ausstatter. Seine Bühne war ein bläulich-weißer Hintergrundprospekt, der dominiert wurde durch ein wenig einladendes, mittig platziertes schwarzes Loch. In dieses führte eine nicht sichtbare Treppe nach unten in die Zisterne, der Behausung Jochanaans. Rechts und links der Bühne waren Treppen. Hinzu kam noch ein milchig verschleierter Vollmond am Bühnenhimmel. Das war es, schlicht und einfach. Dijkemas Personenführung war nahezu optimal. Er blieb “nahe am Stück“, eingedenk der Tatsache, dass man einen Strauss nicht verbiegen kann und es sich nicht auszahlt, ihn gegen den Strich zu bürsten. Durchaus gefallen konnten die Kostüme von Tatjana Ivschina, besonders augenfällig war dabei der Mantel des Herodes.

Der Beifall im nicht sehr gut besuchten Haus an diesem Abend war kurz aber sehr freundlich.

IOCO / UGK / 23.04.2015