Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Ariadne auf Naxos, IOCO Kritik, 10.10.2014

Düsseldorf, Deutsche Oper am Rhein, Ariadne auf Naxos, IOCO Kritik, 10.10.2014
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Deutsche Oper am Rhein

 Ariadne auf Naxos von Richard Strauss

Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Roberto Saccà (Bacchus), Karine Babajanyan (Ariadne) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de
Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Roberto Saccà (Bacchus), Karine Babajanyan (Ariadne) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de

Premiere 27.09. 22014, bes. Vorstellung 10.10.2014

Die Deutsche Oper am Rhein ist gut aufgestellt mit Werken von Richard Strauss. Salome, Elektra und Der Rosenkavalier sind im Repertoire. Nun kam, als aktueller Beitrag zum Strauss-Gedenkjahr, noch die Ariadne auf Naxos dazu.

Mit dieser Neuinszenierung wurde der im Rhein/Ruhr-Raum besonders bekannte Regisseur Dietrich W. Hilsdorf beauftragt. Das machte sehr neugierig. Hilsdorf der mit dieser Produktion seine 150. Inszenierung auf die Bühne brachte, hatte bis dato noch nie ein Werk von Richard Strauss inszeniert. So war die Neugierde groß, was er mit diesem Stoff anfangen würde.

Hilsdorfs Ruf als Regie-Berserker und Provokateur verdeckte doch meist die Tatsache, dass er ein exzellenter Handwerker ist. Was weiter festzustellen war bei dieser Arbeit ist, er ist ruhiger geworden, milder, aber ohne sich zu verleugnen. Wie immer war seine Werkkenntnis  und die daraus rekrutierende Detailarbeit bestechend.

Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Bogdan Talo-Sandor (Truffaldin), Bruce Rankin (Scaramuccio), Cornel Frey (Brighella) © Hans Jörg Michel www.foto-drama.de
Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Bogdan Talo-Sandor (Truffaldin), Bruce Rankin (Scaramuccio), Cornel Frey (Brighella) © Hans Jörg Michel www.foto-drama.de

Der reichste Mann Wiens hatte für einen festlichen Anlass eine Oper bestellt. Einen heroischen Stoff, dessen ernster Hintergrund durch Darbietungen einer Komödiantentruppe aufgelockert werden sollte. Man wollte mit der Oper beginnen und danach die heitere Posse spielen. Nun ließ der reiche Herr über seinen blasierten Haushofmeister verkünden, dass beide Darbietungen, die Oper und die Posse gleichzeitig gespielt werden sollten. Die von der Oper sind stinkesauer. Für die Komödianten kein Problem. Für Hilsdorf  auch nicht.

Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Cornel Frey (Brighella), Bruce Rankin (Scaramuccio), Elena Sancho Pereg (Zerbinetta), Bogdan Talo-Sandor (Truffaldin) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de
Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Cornel Frey (Brighella), Bruce Rankin (Scaramuccio), Elena Sancho Pereg (Zerbinetta), Bogdan Talo-Sandor (Truffaldin) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de

Mit Spaß an der Freude wirbelte er alles genüsslich durcheinander. Das Orchester sitzt auf der Bühne, durch einen Gazevorhang, auf dem Böcklins Toteninsel projiziert ist. getrennt. Der Graben ist zu und dient als Spielfläche.

Einige Paravents mit Abbildungen berühmter Gemälde aus dem Düsseldorfer Kunstpalast, ein Holzpodest für Ariadne und später auch Bacchus sowie ein großer Tisch mit entsprechend viel Stühlen sind genug für die nun vermengte Handlung (Bühne: Dieter Richter). Interessant war auch die Idee, den Hintergrundprospekt mit einer Projektion des vollbesetzten Saales des Opernhauses zu bebildern. Das machte Effekt.

Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Stefan Heidemann (Musiklehrer), Maria Kataeva (Der Komponist) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de
Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Stefan Heidemann (Musiklehrer), Maria Kataeva (Der Komponist) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de

Während GMD Axel Kober und das Orchester an der Ouvertüre proben, ist man auf der Vorderbühne schon sehr aktiv. Kulissenteile werden verschoben, die Truppe der Spaßmacher kommt an mit ihren Koffern und bekommt ihre Garderobe zugewiesen. Vom “ernsten“ Personal schaut jeder einmal um die Ecke. Es ist eine Freude zu sehen, wie Hilsdorf alles abspulen lässt. Es ist ein absolut geordnetes Chaos.

Was störte war die Idee, den Haushofmeister aus der Mitte des Saales (Reihe 8) seine Ankündigungen bekannt zu geben. So mussten zirka 15 Leute mehrmals aufstehen damit der Herr Haushofmeister (gesprochen von Peter Nikolaus Kante) zu seinem Platz kam.

Geschmackvoll und von stilistischer Vielfalt waren die Kostüme  von Renate Schmitzer. Besonders hübsch gerieten die der Komödianten. Eine glückliche Hand hatte man bei der Auswahl der Gesangssolisten.

Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Karine Babajanyan (Ariadne), Roberto Saccà (Bacchus) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de
Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Karine Babajanyan (Ariadne), Roberto Saccà (Bacchus) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de

Karine Babajanyan als Primadonna /Ariadne hatte den großen klangvollen Ton, der für alle Sopranpartien von Strauss unabdingbar ist. Glanzvoll war ihr Monolog “Es gibt ein Reich“ und auch die Duette mit Bacchus gerieten makellos.

Dieser Bacchus wurde von Roberto Saccá kraftvoll und mit klarer Diktion gesungen.  Mit seinen strahlenden Tönen im  Oberregister konnte er hier in dieser Rolle besonders punkten. Strauss hasste eindeutig Tenöre, er verlangte fast Unmögliches von ihnen. Für Roberto Saccá gab es da keine Probleme. Er sang souverän, wie schon zuvor in Düsseldorf, als Kaiser, Lohengrin und Peter Grimes.

Erfreulich auch das darstellerisch und vokal restlos geglückte Rollenporträt von Maria Kataeva als junger, heißblütiger Komponist. Man glaubte ihm/ihr, dass Musik “eine heilige Kunst“ ist. Die junge russische Sängerin muss aber noch textverständlicher werden.

Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Elena Sancho Pereg (Zerbinetta), Bogdan Talo-Sandor (Truffaldin), Dmitri Vargin (Harlekin) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de
Deutsche Oper am Rhein / Ariadne auf Naxos - Elena Sancho Pereg (Zerbinetta), Bogdan Talo-Sandor (Truffaldin), Dmitri Vargin (Harlekin) © Hans Jörg Michel - www.foto-drama.de

Eine außerordentliche Entdeckung ist zweifelsohne die junge Spanierin Elena Sancho Pereg. Sie war eine Zerbinetta, wie man sie schon lange nicht mehr gehört und gesehen hat. Da war jeder Ton an seinem Platz, was auf ein fabelhaftes technisches Fundament ihrer Stimme schließen lässt. Dazu spielte sie mit einer unglaublichen Agilität. Gerade zu zirzensisch konnte sie Rad schlagen und beglückte noch das begeisterte Publikum mit einem Spagat.

Sehr gut aufeinander abgestimmt war das weitere Ensemble. Bei den Nymphen gefiel besonders Lavinia Dames als Echo, bei den Komödianten der schönstimmige Bariton von Dmitri Vargin.

Axel Kober am Pult der fabelhaft klingenden Düsseldorfer Symphonikern, ließ eine Menge Affinität zu dieser Musik und ihrer fein gewobenen Klangstruktur erkennen. Das Orchester folgte mit spürbarer Begeisterung bei vollem Einsatz aller Möglichkeiten.

Ein großes Lob der Statisterie der Deutschen Oper am Rhein, die in dieser Inszenierung stark beschäftigt ist. Auch bei dieser 2. Vorstellung nach der Premiere, viel herzlicher Beifall.

IOCO / UGK / 10.10.2014

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