Salzburg, Salzburger Festspiele, Wenn Kunst zur Nebensache wird, IOCO Aktuell, 16.03.2013

Salzburg, Salzburger Festspiele, Wenn Kunst zur Nebensache wird, IOCO Aktuell, 16.03.2013
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Salzburger Festspiele

Salzburg / Grosses Festspielhaus © Salzburger Festspiele / Luigi Caputo
Salzburg / Grosses Festspielhaus © Salzburger Festspiele / Luigi Caputo

 

Tagung des Kuratoriums: Ein Hohelied der Misstöne

Die Salzburger Festspiele sind mit einem Budget von über €60 Mio eines der größten Festivals der Welt. Doch die künstlerisch wie finanziell fetten Jahre der Salzburger Festspiele, ihre Aura von Weltgeltung endeten abrupt. 1989 mit dem Tod Herbert von Karajans und dem damit verbundenen Ende seiner fast dreißig Jahre währenden Regentschaft (IOCO berichtete).  Intendanten von Mortier über Ruzicka und Jürgen Flimm konnten Karajans Genius in Salzburg nicht fortschreiben. Salzburgs Festspiele, trotz sehr hoher Zuschüsse, besitzen in der Kulturwelt keine Ausnahmestellung mehr.
Salzburg, Festspielhauskomplex © Andreas Praefcke
Salzburg, Festspielhauskomplex © Andreas Praefcke
So beginnt auch die Intendanz des erst 2012 bestellten Alexander Pereira freudlos mit einer Kette von Misstönen und Streitigkeiten. Im Juni 2012 bereits drohte Pereira erstmals über Budgetfragen mit seinem Rücktritt. Im Dezember 2012 wiederholte er diese Drohung mit Hinweis auf die im März 2013 stattfindende Tagung des Kuratoriums. Das Kuratorium (der Aufsichtsrat) der Salzburger Festspiele tagte am 6. März 2013 unter Leitung von Gaby Burgstaller, Landeshauptfrau (Ministerpräsidentin) des Landes Salzburg und produzierte gemischte Ergebnisse.
Das erste Festspiel-Jahr von Pereira, endete mit einem operativen Verlust von €2 Mio, welcher nur durch Auflösung von Rücklagen ausgeglichen wurde. Das Budget des Jahres 2013 wurde bei €60 Mio belassen, obwohl die von Pereira vorgelegte Programmplanung  €64,2 Mio Aufwendungen vorsieht. Pereira hofft, diese Deckungslücke durch Auflösung weiterer Reserven, Sponsorengelder und zusätzliche Kartenverkäufe zu decken und bekundete Wünsche auf Vertragsverlängerung über 2016 hinaus. Pereira, wie Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Festspiele, glauben an ihr Finanzierungskonzept und beschwören dabei ihre Kontakte nach Chicago und New York. Das Kuratorium war strikt in der Forderung nach einem ausgeglichenen Budget für die Saison 2013. Formulierungen, welche heftige Kontroversen in der Kuratoriumssitzung vermuten lassen, machten die Runde. Auch die Festspielsaison 2014 behandelte das Kuratorium: Eine Erhöhung des Budgets wurde ausgeschlossen. „Die Festspiele sind (hinsichtlich der Zuschüsse) am Ende der Fahnenstange angelangt“, so die ernüchtert klingende Vorsitzende, Andrea Becker, „es darf keine Ausdehnung mehr geben und nicht noch mehr Produktionen“.
Rabl-Stadler beschrieb die Sitzung als ernst, tiefgreifend, kultiviert. Pereira forderte   höhere Zuschüssen und betonte unnötig fremdelnd Hinweise zur Mailänder Scala. Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden und andere Kuratoriumsmitglieder äußerten tiefen Frust und schlossen eine Verlängerung von Pereiras Vertrag über 2016 hinaus aus.
So bleibt Alexander Pereira nur die Hoffnung auf ein personell anders besetztes Kuratoriumim ab Herbst 2013: Dann wird das Kuratorium der  Salzburger Festspiele neu gewählt.   Schlechte Voraussetzungen  für harmonische Sommerfestspiele.
Misstöne außerhalb des Orchestergrabens, so die erneute Erfahrung, werden auch in der Saison 2013 die einzige Konstante der Salzburger Festspiele sein.  IOCO / D. Zimmermann / 16.3.2013

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